Ich sitze in einem Familyrestaurant (das sind Restaurants, die dezidiert für Frauen und Kinder geöffnet sind) als ein kleines Mädchen auf mich zukommt. Ganz artig schaut sie mich an und fragt mich: What is your name und nach meiner Antwort gleich die zweite Frage nach meinem Herkunftsland . Eine weitere Antwort und zwei Gegenfragen später bedankt sie sich und verlässt lächelnd an der Hand ihres Vaters (der mir freundlich zunickt) das Restaurant.
Als Ausländerin bist du auch in touristischen Orten etwas Besonderes. Immer wieder werde ich ein paar einfache Fragen gefragt, oder gebeten, mit einer kleinen Gruppe oder Familie für ein Foto zu posieren. In der größten touristischen Attraktion von Bijapur, wo sich gleichzeitig Hunderte von Leuten tummeln, bin ich die einzige Ausländerin und fast kommt es mir vor, ich werde öfters fotografiert als das Monument selber.

Oder im Zug – Im Rahmen meiner bisherigen drei Zugfahrten in Indien durfte ich die Bekanntschaft von jungen, gut ausgebildeten Menschen mit ausgezeichneten Englischkenntnissen machen. Radika die Lebensmittelkontrolleurin aus Bangalore, Raju der mit seinen Eltern von Agra nach Chennai gezogen ist und jetzt Mitglied der Airforce werden will, Satim der Maschinenbauer dessen Familie in Rajasthan ist, während er für die Bahn weit weg im Süden arbeitet, und dessen Chef nach Wien fährt um auf speziellen Maschinen eingeschult zu werden. All diese Begegnungen, geben mir interessante Einblicke in dieses Land und ich möchte sie nicht missen, auch wenn ich manchmal am Ende der Zugfahrt die Frage, ob ich denn bei Facebook sei, verneine.

Aber dann gibt es noch die andere Seite, die mir hier in Mysore wieder besonders auffällt. Junge Männer, die mich einfach auf der Straße ansprechen, ein scheinbar unverfängliches Gespräch anfangen, sich als Freunde und Helfer ausgeben. Worauf es hinausläuft ist unterschiedlich, manche wollen sich als Fremdenführer betätigen, andere versuchen mich in das Internetcafe oder das Seidengeschäft ihres Bruders zu locken.
Die Unterscheidung, wer einfach nur reden will oder wer mit mir hintenrum ein Geschäft anbahnen will, geht mittlerweile ganz gut. Und es macht auch einen großen Unterschied, ob jemand von vorne auf mich zukommt, mir in die Augen schaut und ein Gespräch anfängt, oder ob jemand auf einmal auf meiner Seite geht oder gar aus einigen Metern Entfernung zu mir rüber brüllt. Trotzdem fällt es mir schwer, diese scheinbar unverbindlichen Gespräche abzubrechen oder gar nicht anzufangen. Zu sehr liegt da der Vorwurf des Unhöflich seins in der Luft oder wird auch ausgesprochen. Das trifft mich dann doch.
Als mich heute ein junger Mann, der plötzlich neben mir geht, mit der Frage: “Wie findest du Indien?”, anspricht , antworte ich, dass es schon ein eigenartiges Land sei, in dem eine mitten auf der Straße wildfremde Männer ansprechen und ein Gespräch beginnen wollen. Er auch nicht blöd, meinte nur dass sei wohl mit dem bekannten Werbeslogan “Incredible India” gemeint.
Was mir jedoch auch auffällt, ist, dass sich alles am dritten Tag ändert, den ich an einem Ort verbringe. Ich weiß noch nicht, ob es daran liegt, dass ich mich anders bewege, oder dass mein Gesicht bei relevanten Akteuren dann schon bekannt ist. Jedenfalls werde ich seltener und weniger hartnäckig angesprochen. Und dadurch werde ich dann auch offener für diese netten Gespräche, die sich dann ganz leicht im Bus oder im Park ergeben. Dies bestärkt