In den hinduistischen Tempeln ein Übermaß an Geschichten, Göttern und Bildern. Hier in Bijapur – islamische Baukunst, das Agra des Südens, wie manche sagen. Die Bauwerke beeindrucken durch ihr Gesamtkonzept und die Stimmungen. Das Golgumbaz hat eine der größten freistehenden Kuppeln überhaupt und das Ibrahim Rauza ist eine wunderschön angelegte Moschee und einem dazugehöriges Mausoleum. Und während sich in den hinduistischen Stätten ein Tempel an den anderen reiht, gibt es Bijapur fast genauso viele Mausoleen wie Moscheen – was schon einen eindeutigen Hinweis auf die unterschiedlichen Bestattungsrituale gibt.

Mir kommt vor – zumindestens vom äußerlichen – unterschiedlicher können Religionen nicht sein. Und auch wenn religiöse Zusammenstöße in Indien regelmäßig die Welt in Atem halten, so sehe ich bis jetzt vor allem, dass beide Religionen sehr lebendig nebeneinanderleben.
Insgesamt glaube ich, dass mir Bijapur einen ersten Eindruck vom Norden gegeben hat. Es ist sozusagen das Ende des Südens. Zu diesem Schluss kommt auch ein französisches Pärchen, mit denen ich im absolut unlauschigen Hotelrestaurant ein Abendessen nehme. Die Landschaft ist flach, die Luft auf einmal sehr trocken. Auf der Straße zeigen alle auf mich, viele schauen mich böse an, verfolgen mich oder rempeln mich an. Dass ich weder Hindi noch die lokale Sprache Kannada spreche wird auch nicht goutiert.
Bijapur ist auch die Stadt in der ich endgültig merke, dass es mir schon ein Anliegen ist, eine angenehme Möglichkeit zum draussen sitzen zu haben. Mein Hotel hat zwar einen Gastgarten, der sperrt aber erst um 7:00 am Abend auf, und ich werde von den Hotelangestellten fast körperlich abgehalten dort hinzugehen. Es handelt sich nämlich um einen “Beergarden”, wo nur Männer sitzen. Und so nütze ich die großen Gärten, welche die meisten Sehenswürdigkeiten umgeben, für ausgedehnte Pausen, lesen und Tagebuchschreiben.
Nach drei Tagen verlasse ich Bijapur wieder Richtung Süden. Eine ausgedehntere Reise in den Norden (Rajasthan) ist dann für Jänner vorgesehen. Ich bin jetzt schon sehr neugierig auf den Kontrast.
