Hampi ist ein Ort zum Entschleunigen. Es strahlt eine Ruhe und Schönheit aus mit seinen Tempeln und der ganz eigenartigen Steinlandschaft. Ich verbringe die Tage ruhig. Meistens unternehme ich den halben Tag etwas – schaue mir Tempel an, gehe zum See und wandere durch die Landschaft entlang des schönen Flusses. Die zweite Hälfte des Tages verbringe ich meist plaudernd und lesend, in einer der gemütlichen Plätze, die so zum Verweilen einladen. Nach einer Woche habe ich noch nicht genug und so werden es insgesamt fast zwei Wochen. Das liegt wohl auch daran, dass ich nach einer Woche mit meinem Magen kämpfe und zwei Tage sehr ruhig gestellt bin.
Nun aber zu Hampi
Die Ruinen des ehemaligen hinduistischen Königreichs Vijayanagar sind über 26 km2 verstreut. Die Stadt ist erst vor 500 Jahren verfallen, nachdem das Königreich mit lokalen muslimischen Sultanaten im Clinch lag. Die Stätten schauen jedoch viel älter aus und als gelernte Europäerin glaube ich zuerst, es seien antike Ruinen. Die einzelnen Tempel sind, wie mir auch ein Indologe, den ich im Guesthouse kennenlerne bestätigt, nicht sehr aufregend.

Beeindruckend ist jedoch die hügelige Landschaft, die mit Felsen und Steinblöcken umgeben ist und eine malerische Atmosphäre ausströmt. Viele bleiben hier wochenlang hängen und erkunden die Tempel und die umgebende Landschaft, streunen um die weit verstreuten Anlagen herum oder klettern auf einem der vielen Felsen.
Auch wenn die Anlage gar nicht so alt ist, so ist die Region voller Sagen. Hier soll das Kishkinda Reich gelegen sein – das sagenhafte Reich der Affen, welches im Ramayama eine wichtige Rolle spielt. Hanuman der Gott der Affen hilft dem Helden Rama seine entführte Frau aus Sri Lanka zu befreien.

Um Hampi zu erreichen, muss man mindestens sechs Stunden mit dem Zug oder dem Bus fahren, die nächsten Flughäfen sind in Goa und Bangalore. Und so sind es immer noch vor allem Individualreisende die hierher kommen. Rund um Hampi gibt es viele kleine private Guesthouses. Im kleinen Ort Hampi Bazar, eng aneinander geschachtelte Häuser, viele von ihnen mit einem Dachrestaurant. Auf der anderen Flussseite hat sich in den letzten 15 Jahren die Hippieszene breitgemacht. Hier ist mehr Platz, mehr Grün und fast alle Unterkünfte haben schöne Außenbereiche, die zum Verweilen einladen – viele mit Blick auf Reisfelder oder auf den Fluss. Wer in einem besseren Hotel wohnen will, muß auf das 15km entfernte Hospet ausweichen und jeden Tag anreisen.
Wie weit diese scheinbare Idylle bestehen bleibt, ist derzeit fraglich. Im August wurde eine Häuserreihe, die vor dem historischen Bazar gebaut wurde, von den lokalen Behörden nahezu ohne Vorwarnung demoliert. Viele befürchten, dass der ganze Ort zerstört werden soll. Dieser wurde erst vor etwa 40 Jahren mit dem aufkommenden Tourismus wieder besiedelt und hat sich seitdem immer mehr ausgebreitet. Ein Schweizer erzählt mir er sei zum ersten Mal vor 35 Jahren hier gewesen und da habe es noch kein einziges Guesthouse gegeben.
